Die Schule hatte doch einen Sinn! Ein Südtiroler Bergführer im Wilden Westen von Kanada.

Vor knapp 30 Jahren begann für Christjan Ladurner ein Abenteuer, das bis heute anhält. Von den kanadischen Bergen träumte er allerdings schon viel früher.

Warum ich mich gerade an diesen Schultag zurückerinnern kann, weiß ich nicht. Ich besuchte damals die Mittelschule in Meran und blätterte während des Unterrichts in meinem Geographiebuch. Zwei bebilderte Seiten im Buch nahmen mich ganz besonders gefangen: die Niagarafälle und ein Foto, das im Westen Kanadas aufgenommen worden war. Der klassische Blick über das Chateau Lake Louise Hotel auf den dahinter liegenden See und die Rocky Mountains. Kanada. Wald, Seen, hohe, vergletscherte Berge. Da wollte ich hin!

„Bei Sport Scheck stolperte ich über eine CMH-Broschüre“

In München, ich war 23 Jahre alt und hatte gerade das Bergführerdiplom in der Hand, stolperte ich bei Sport Scheck, wo wir Südtiroler zum Einkaufen von Sportartikeln hinfuhren, über eine kleine Broschüre; ein sogenanntes Heliskiing-Handbuch. Darin waren die paar Lodges beschrieben, die CMH (Canadian Mountain Holidays) betrieb. Die Broschüre lag eine Zeitlang bei mir zu Hause herum, bis ich mich wieder an die Geographiestunde erinnerte und einen Brief an Sport Scheck schrieb. Der hätte auch im Papierkorb landen können, aber man machte sich die Mühe, mich an die richtige Adresse in Banff, Kanada zu verweisen.

„Nach einer Stunde hatte ich einen Job in Kanada“

Und so kam es, dass ich mich im Herbst in Brixen in Südtirol mit Hans Gmoser, dem Gründer und Firmenchef von CMH, traf. Nach einer Stunde mit Hans hatte ich einen Job in Kanada und ein Ticket nach Calgary. Mir blieben ganze drei Monate Zeit, um all die Englischstunden nachzuholen, die ich mit Klettern, anstatt mit dem Erlernen einer Sprache angefüllt hatte…

Als die Air Canada Maschine rumpelnd auf der Landebahn aufsetzte, glaubte ich, dass jeder mir meinen Neueintritt in den Westen Kanadas vom Gesicht ablesen konnte. Obwohl Anfang Dezember, lag kein Krümel Schnee in Calgary. Nur ein kleiner Maulwurfhügel am Rande der Stadt trug eine künstliche, weiße Haube. Wir schrieben 1987, es war das Jahr der Olympiade – und der Maulwurfhügel war der Olympiahügel!

„Es gibt immer wieder überraschende Situationen“

29 Jahre ist es nun her, seit ich mich das erste Mal einen "Heli Guide" nennen durfte und die erste Zeit war alles andere als einfach. Heute weiß ich über alles Bescheid – zumindest glaube ich das – doch gibt es immer wieder Tage in dieser unendlichen Bergwelt, die uns Bergführer mit einer komplett neuen Situation überraschen. Trotzdem kommen die meisten Bergführer pünktlich zu Beginn der Wintersaison zurück in den Kanadischen Westen.

Denn The best skiing in the world, wie das Heliskifahren vom Insider genannt wird, lässt den Tiefschneefahrer nie mehr los. Wahrscheinlich gibt es an keinem anderen Ort der Welt die Abfahrten und Schneebedingungen, wie sie der Kanadische Westen bietet. Die tiefen Temperaturen und die geringe Luftfeuchtigkeit sorgen für einen ungemein leichten Pulverschnee, den die Amerikaner in ihrer blumenreichen Ausdrucksweise champagne powder nennen.

„Einsteiger können das Tiefschneefahren stresslos lernen"

Wer denkt, Heliskifahren sei nur den Besten vorbehalten, der irrt sich. CMH Heli-Skiing bietet eigene Einführungswochen ins Tiefschneefahren an; dort kümmern sich zwei Bergführer um eine Gruppe. Praxisnaher Unterricht im Gelände, der mit der Videokamera aufgezeichnet wird und Unterrichtseinheiten am Abend gehören zum stresslosen Erlernen des Tiefschneefahrens. Terrain und Fahrgeschwindigkeit wird dabei der jeweiligen Gruppe angepasst. So verhält es sich auch mit den restlichen Gruppen, die nach ihrem Können und Skifahrerwünschen zusammengestellt werden. Während des Skitages gibt es immer wieder einmal die Möglichkeit einen Tankflug als Rückflug zur Lodge zu buchen.  

"Heliski-Experten freuen sich über schlechtes Wetter!"

Natürlich gibt es auch schlechtes Wetter. Es gibt auch schlechten Schnee! Nur hält sich bei einem ein- bis zweitausend Quadratkilometer großem Gebiet immer irgendwo ein Krümel Neuschnee versteckt, der zumeist auch entdeckt wird! Und das schlechte Wetter ist oft ein Anlass zur Freude bei den Experten unter den Heliskifahrern! Riesenmengen Neuschnee machen die Waldabfahrten zum begehrten Ziel des Tiefschneefahrers, zumal es in Europa in Sachen Wald nichts Vergleichbares gibt.

"Wer sich in den Wäldern austoben möchte, sollte im Januar oder Februar kommen"

Empfehlungen für die besten Monate zum Heliskifahren sind äußerst schwierig. Der Winterverlauf in Kanada ist jedes Jahr anders; manchmal gibt es im Januar eine Woche lang Sonnenschein, während der April mit unerwarteten Neuschneemengen aufwartet. Wer es lieber etwas wärmer möchte und vielleicht auch mit einigen Firnabfahrten liebäugelt, für den ist Ende März und April die ideale Jahreszeit. Wer sich aber in den Wäldern austoben möchte, der sollte im Januar und Februar buchen.

Oktober 2016

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